Hochwirksamer HIV-Antikörper unterdrückt Resistenzentwicklung

Zurzeit stellen antiretrovirale Medikamente die Grundlage der Behandlung der HIV-Infektion dar. Sie hemmen effektiv die Vermehrung des HI-Virus, erfordern jedoch eine lebenslange und tägliche Einnahme. Aufgrund der hohen Wandelbarkeit von HIV ist zudem eine Kombination mehrerer Wirkstoffe notwendig, um die Entwicklung von Medikamenten-Resistenzen und ein Therapieversagen zu verhindern.

Breit-neutralisierende Antikörper gegen HIV

Deshalb ist man schon länger auf der Suche nach möglichen Alternativen. Eine solche Option könnten breit-neutralisierende Antikörper darstellen. Diese unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise grundlegend von antiretroviralen Medikamenten, da sie das Virus durch eine gezielte Bindung an dessen Oberfläche direkt angreifen. Damit wären sie zur Behandlung und Prävention der HIV-Infektion geeignet.

In mehreren klinischen Studien, an denen auch Kölner Forscher beteiligt waren, konnte das Potential breit-neutralisierender Antikörper gezeigt werden. Vergleichbar mit den bisherigen Medikamenten kam es zur Reduktion der Virusmenge. Jedoch war auch hier die Wirkung einzelner Antikörper aufgrund der Entwicklung viraler Resistenzen zeitlich begrenzt.

Identifikation des neuen hochwirksamen Antikörpers 1-18

In einer aktuellen Arbeit gelang es der Forschungsgruppe nun, einen neuen gegen HIV gerichteten Antikörper namens 1-18 zu identifizieren. Dieser Antikörper zeigte bereits bei geringen Konzentrationen eine große Wirkung. So war er gegen 97 % der getesteten HIV-Varianten aktiv. „1-18 zählt somit zu den besten bislang beschriebenen Antikörpern, die HIV neutralisieren können“, erläutert der Kölner Arzt und Forscher Dr. Philipp Schommers.

In Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen konnten die Kölner Forscher zudem den Angriffsmechanismus des Antikörpers 1-18 genau darstellen. So bindet dieser an eine besonders relevante Oberflächenstruktur von HIV. Einmal angedockt, blockiert der Antikörper Funktionen, auf die das Virus für die Infektion und Vermehrung angewiesen ist.

Effektive HIV-Therapie durch den Antikörper 1-18

Die therapeutische Wirkung des neu entdeckten Antikörpers 1-18 untersuchten die Kölner Virologen unter Verwendung spezieller Mäuse, mit denen die HIV-Infektion im Menschen simuliert werden kann. Andere breit-neutralisierende Antikörper zeigten in diesen Mäusen nur kurzfristige Effekte auf die Virusmenge im Blut. Im Gegensatz hierzu führte die Behandlung mit 1-18 zu einer Reduktion der Virusmenge im Blut, die für die gesamte Therapiedauer anhielt. „Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Entwicklung von Resistenzen gegen den neuen Antikörper 1-18 im Vergleich zu anderen Antikörpern deutlich erschwert ist“, so Dr. Henning Grüll, ebenfalls Mitglied der Kölner Forschergruppe.

Aufgrund seiner hohen Wirksamkeit sehen die Wissenschaftler in 1-18 einen vielversprechenden Kandidaten für die Verwendung in der Behandlung der HIV-Infektion. „Die breite Aktivität des neuen Antikörpers 1-18 macht es zudem denkbar, dass dieser in Form einer passiven Impfung zur Prävention der HIV-Infektion eingesetzt werden kann“, ergänzt Studienleiter Prof. Dr. Florian Klein. Die Wissenschaftler planen nun, den neu entdeckten Antikörper 1-18 in klinischen Studien weiter zu untersuchen.

 

Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung